Arbeiten, wo sich Pinguin und Robbe gute Nacht sagen : Datum: , Thema: Forschung
Minus 25 Grad Celsius, eisige Stürme – und wochenlang kein Sonnenlicht: Der Alltag auf der Polarstation Neumayer III ist extrem und faszinierend zugleich. Es ist eine Mischung aus Forschergeist und Abenteuerlust, die die Crew antreibt.
Neumayer III ist der wohl abgelegenste Außenposten des Forschungsstandortes Deutschland. Etwas mehr als 2000 Kilometer liegt die Station des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung vom geografischen Südpol entfernt. Zehn Männer und Frauen halten sich hier ganzjährig auf – eine Köchin, zwei Ingenieure, ein Funker/IT Techniker, ein Arzt, der zugleich Stationsleiter ist, und das Forschungsteam: eine Geophysikerin, ein Geophysiker, ein Meteorologe, eine Luftchemikerin und ein Luft- und Raumfahrtingenieur.
Der Alltag beginnt damit, sich warm anzuziehen. Zur täglichen Routine gehört es, die Observatorien in der Nähe zu besuchen. Die Luftchemikerin legt dafür 1,5 Kilometer zurück. „Zu Fuß, denn die Abgase des Motorschlittens würden die Messergebnisse verfälschen“, sagt Stationsleiter Bernhard Gropp. Und das darf nicht passieren. Nirgends ist die Luft so rein. Veränderungen, die man hier misst, gelten als Bezugsgröße für die gesamte Atmosphäre.
Auch die anderen Forschenden verbringen einen Großteil ihrer Zeit an den jeweiligen Observatorien oder im Außeneinsatz an den Messstationen. Die Daten bereitet das Neumayer-Team auf und übermittelt sie ins Alfred- Wegener-Institut nach Bremerhaven. Für die langfristige Forschung sind die Ergebnisse wichtig. Die Wetterdaten gehen zum Beispiel ein in Modelle zur Berechnung von Klimaveränderungen. „Hier ist einer der wenigen Messpunkte für diese Schlüsselregion der Erde, um überhaupt abschätzen zu können, was passiert“, sagt Gropp, der von Dezember 2017 bis Februar 2019 auf der Station ist.
Im Sommer kommen die Forscher
Das Leben auf Neumayer III ist extrem. Auf der Plattform stehen hundert Container mit unterschiedlichen Funktionen: Wohn- und Schlafräume, Sanitärräume, Küche, Esszimmer, ein gut ausgestattetes Hospital und vieles mehr. Es gibt eine Sauna und eine nach Süden ausgerichtete Lounge – und das alles auf zwei Etagen. Damit die Plattform nicht im Schnee versinkt, wird sie regelmäßig mit einer hydraulischen Hebevorrichtung angehoben.
Im antarktischen Sommer wird es trubelig. Forscherteams aus der ganzen Welt kommen, um hier ihre Versuche durchzuführen. Bis zu 60 Männer und Frauen sind dann zeitgleich auf der Station. Mitte Februar ist dann alles wieder vorbei. Die neue Überwinterungsmannschaft ist dann bis November von der Außenwelt abgeschnitten. „Kein Flugverkehr und keine Verbindung, um hier kurzfristig rauszugekommen, eine echte Isolationsphase“, sagt der Stationsleiter.
Warum tut man sich das an? „Diesen Kontinent, der für die meisten Menschen unerreichbar bleiben wird, mit eigenen Augen sehen zu können, diese Weite, diese ganz besondere Natur mit dem komplett anderen Lebensumfeld als in Europa – das ist unbeschreiblich", sagt Gropp.