Neue deutsche Einheit : Datum: , Thema: Aktuelles
Wer Strukturwandel gestalten will, muss Innovationen fördern. Von dieser Einsicht profitieren viele ostdeutsche Regionen seit Jahren. Ein neues Förderkonzept soll nun in ganz Deutschland Innovationen und Strukturwandel eng miteinander verknüpfen.
Die jüngere Geschichte Greifswalds erinnert an eine Achterbahnfahrt: Vom Wendejahr 1989 bis 2005 verliert die Hansestadt rund ein Viertel ihrer Einwohnerinnen und Einwohner, die Arbeitslosigkeit steigt, die Perspektiven sind unsicher. Doch heute präsentiert sich Greifswald überraschend erfolgreich: Immer mehr Menschen wollen wieder hier leben. Fast zwanzig Prozent von ihnen studieren an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität und machen Greifswald zur jüngsten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Doch was steckt hinter diesem Wandel?
Seit etwa 15 Jahren konzentrieren sich Wissenschaft und Unternehmen stark auf die Felder Gesundheit, Bio- und Plasmatechnologie. Besonders die Greifswalder Universität und Forschungseinrichtungen wie das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) treiben diese Entwicklung voran. Sie denken und planen strategisch, arbeiten konsequent über Fächergrenzen hinweg zusammen und investieren in den wissenschaftlichen Nachwuchs. Auf diese Weise haben die Hochschule und das INP dazu beigetragen, die strukturelle Entwicklung der Region zu beeinflussen.
Mutige Menschen, innovative Bündnisse
Wie Greifswald haben sich seit der Deutschen Einheit viele ostdeutsche Regionen gewandelt. Sie haben ihr Profil geschärft, leistungsfähige Forschungszentren gegründet und unternehmerische Strategien entwickelt. Sie haben traditionelle Stärken genutzt, um neue Geschäftsfelder zu betreten, und fördern junge Forscherinnen und Forscher. Die Braunkohle-Region Cottbus zum Beispiel setzt immer stärker auf Biotechnologie und Leichtbau; Sachsens traditionsreiche Textilhersteller entwickeln und produzieren schon heute überwiegend technische Textilien. Und Sachsen-Anhalt ist vom ehemaligen Maschinenbau-Zentrum zum wichtigen Automobilzuliefer-Standort herangewachsen.
Für diese Erfolge in Greifswald, Cottbus, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind vor allem die Menschen vor Ort verantwortlich: Mit Phantasie, Mut und Engagement setzen sie ihre gemeinsame Vision um und beeinflussen so den Strukturwandel in ihrer Region. Gleichzeitig stehen hinter all diesen Entwicklungen immer auch innovative Bündnisse, die das Bundesforschungsministerium im Rahmen von „Unternehmen Region“ fördert oder gefördert hat. Dazu gehört auch das Zwanzig20-Konsortium „3Dsensation“, das sich neben dem Innovationsforum Mittelstand „Virtual Reality Babelsberg“ beim Tag der Deutschen Einheit in Mainz präsentiert.
Den Wandel forcieren
Das Fazit ist eindeutig: Der Strukturwandel lässt sich erfolgreich gestalten – und die Erfahrungen aus den ostdeutschen Regionen sind eine wertvolle Hilfe. Deshalb hat das Bundesforschungsministerium auf dieser Basis die Förderkonzeption „Innovation und Strukturwandel“ entwickelt. Spätestens ab dem Jahr 2020 richtet sie sich an Regionen in ganz Deutschland, die vor besonderen Herausforderungen beim Strukturwandel stehen.
Bereits in diesem Jahr ist „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gestartet. Das mit 150 Millionen Euro ausgestattete Pilotprogramm ist vor allem für ostdeutsche Regionen jenseits der starken Zentren interessant. Es ist offen für alle Themen und Technologien und bezieht auch soziale Innovationen bewusst mit ein. Im Rahmen von WIR! wird das Bundesforschungsministerium breite Bündnisse fördern, in denen Partner aus den unterschiedlichsten Fächern und Branchen zusammenarbeiten. Zu ihnen werden Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zählen, aber auch zivilgesellschaftliche Organisationen und innovationsunerfahrene Akteure. Noch bis zum 31. Oktober können Bewerber ihre Skizze einreichen. Auf diese Weise können sie den Startschuss für ihre ganz eigene Erfolgsgeschichte geben und den Wandel in ihrer Region forcieren.